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Mein erster Schultag

Februar 24th, 2017 · written by Herbert · Keine Kommentare

Tim absolviert gerade ein Praktikum für 2 Monate in unserem Schulprojekt in Shenbakkam. Für unser Blog hat er seine ersten Eindrücke aufgeschrieben …

Eine Schar Kinder umkreist mich, als ich mit Lara und Charly, zwei Weltwärts-Freiwilligen auf den Schulhof der Governmental School von Shenbakkam trete. „What’s your name, Sir?“, rufen die Kinder. Sie sind neugierig, aufgeweckt und höflich, aber unheimlich laut und stellen die Frage alle gleichzeitig. Die Kids haben einen Vorteil: die Schülerinnen und Schüler müssen sich nur einen Namen merken. Im Gegensatz zu mir. Und der Schwierigkeitsgrad ist hoch, denn die wenigsten Namen sind mir geläufig: Ganesh, Santosh, Manish, Chandru, Boomika, Ramya, Deepa…. erste Aufgabe also: Namen pauken. Es gibt viel zu lernen nicht nur für die 11- bis 12-Jährigen, sondern auch für mich.

5 Minuten später sitze ich in einem großen Kreis. Links neben mir Vicky rechts neben mir Ramya. Dass ich das letzte Mal zur Schule gegangen bin, liegt lange zurück. Jetzt, 16 Jahre später, in Shenbakkam, einem Ort bei Vellore im Süden Indiens geht es für mich im Rahmen eines Praktikums zurück auf die Schulbank. Für mich gilt dies vor allem im übertragenen Sinne: es gibt viel Neues zu entdecken.

Schon länger wollte ich einfach ausgedrückt, etwas ganz anderes machen, in einem anderen Land, Eintauchen in eine fremde Kultur, in einen anderen Lebensalltag. Jetzt sitze ich in dem 15.000-Einwohner-Ort Shenbakkam nahe Vellore im Bundesstaat Tamil Nadu. Ich habe meinen Arbeitsplatz für zwei Monate verlassen, meine Wohnung in Deutschland abgesperrt und meine Komfortzone verlassen. Eine Woche ist vorbei, und ich bin mitten drin im Gyan Shenbakkam Schulprojekt. Ich lebe wieder einmal in einer WG, dieses Mal mit Lara und Charly, ich schlafe auf einer Matratze auf dem Boden, Manjula, der Head of Trust des Gyan-Projekts, ist nicht nur gute Seele, Ansprechpartnerin für alles, sondern bekocht mich.

Die Freiwilligen Lara und Charly haben mir den Einstieg erleichtert. Sie sind seit fünf Monaten hier und haben mir alles gezeigt. Den Kiosk um die Ecke, die Apotheke, das Autorikscha-System, die Schule. Priyanka, Abita, Soniya und Sindu sind die tamilischen Lehrerinnen. Auch sie kann ich alles fragen, vor allem die tamilischen Gebräuche im Schulalltag erklären sie mir geduldig. Auch sie sind hilfsbereit, beantworten Fragen. Und davon gibt es eine Menge…

Der Unterricht im Projekt ist nicht mit dem klassischen Unterricht vergleichbar. Es ist ein Zusatzangebot für die Schüler. Englisch und Computerunterricht stehen auf dem Lehrplan. Noch bin ich nicht ganz dahinter gestiegen, aber die Kinder müssen im Schulalltag sehr viel abschreiben und lernen vor allem auswendig. Offenbar steckt dahinter: Lernen durch Wiederholung. Lange Sätze, richtige Konversation fällt ihnen sehr, sehr schwer und ist fast gar nicht möglich. Es sind eher Vokabeln, die die Kinder abrufen und in die vorhandenen Satzbausteine einbauen. Im Schulprojekt nehmen die Lehrer das auf und wiederholen die Basics, sich Vorstellen, kleine Grammatikübungen. Die Schritte, die hier gemacht werden, das ist mein Eindruck nach einer Woche, sind sehr, sehr klein.

Ich habe mich angepasst, auch meine Schritte sind kleiner als gedacht. Die Erwartungen habe ich etwas nach unten geschraubt, viele Dinge wirken auf mich chaotisch, fremd, doch mit jedem Tag gewöhne ich mich an den Alltag: die Tollereien auf dem Schulhof, die Konzentrationsschwierikeiten der Schüler, die Hitze, das Hupen und der Trubel auf den Straßen, das Essen.

Apropos: Das Essen hat mich am meisten Überwindung gekostet, mit der rechten Hand den Reis und die Soße vermischen. Dann das Gemenge mit der Hand in den Mund. Gar nicht so einfach. Aber Manjula ist geduldig. Und auch Lara und Charly haben Tipps. Es hat am Ende nicht lange gedauert. Inzwischen finde ich es fast seltsam, in einem Restaurant Gabel und Löffel gereicht zu bekommen (zumindest hier in Indien).

Jetzt wechsele ich die Perspektive. Ich bekomme eine eigene Gruppe. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlt und wie mich die Kinder annehmen, als ihren neuen „Lehrer“ auf Zeit.

Der Autor:
Herbert ist seit Ende 2008 im Gyan e.V. und hat 2009 ein halbes Jahr als Projektleiter vor Ort in Shenbakkam gearbeitet. Er ist Mitglied des Vereinsvorstands und kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Nach vielen Jahren in Dresden lebt er heute in Berlin.

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