Aber immer schoen der Reihe nach. Als ich euch das letzte Mal geschrieben habe war es Mitte Mai und wir hier in Shenbakkam waren intensiv mit dem grossen Ferienprogramm beschaeftigt. “Wir” das waren in dieser Zeit die beiden Praktikantinnen Nadine und Jenny, sowie meine Wenigkeit. Der komplette Mai war fuer die Kids hier schulfrei, da es bei ueber 40 Grad Lufttemperatur kaum moeglich ist, klare Gedanken zu fassen. Wir haben also einen Monat lang von Montag bis Freitag jeweils 3 Stunden Vormittagsprogramm angeboten und mit den Kindern ein etwa einstuendiges Theaterstueck (natuerlich in Englisch) entwickelt und einstudiert. Es ging um 3 indische Freunde, die um die Welt reisen und dabei viele Abenteuer erleben. Wir haben gemeinsam mit den Kindern die Story entwickelt, Lieder und Taenze erdacht und Buehnenbilder gemalt.
In meinem letzten Bericht hatte ich erwaehnt, dass das Projekt wohl etwas ehrgeizig ist und wir noch nicht so recht wissen, ob wir irgendetwas auf die Buehne bringen koennen. Es war auch eine ziemliche Kraftanstrengung, die Kinder bei der Stange zu halten, aber irgendwann haben wir einfach einen Auffuehrungstermin festgelegt und Flyer im Dorf verteilt – da gab es dann kein Zurueck mehr. Der Dorfpfarrer war so lieb, uns eine richtige Freilichtbuehne auf dem Kirchgelaende inklusive Licht- und Soundtechnik zur Verfuegung zu stellen (da Kirchenfeste hier Grossveranstaltungen sind – uebrigens nicht nur fuer die christliche Minderheit – war die Technik vorhanden).
Unser aktuelles Unterrichtsprogramm
Das fuehrt mich nach der chronoligeschen Betrachtung nun zur aktuellen Bestandsaufnahme.
Staatliche Schule:
Wir haben von Montag bis Donnerstag jeden Nachmittag je eine Gruppe 7. und 8. Klasse an der staatlichen Schule in Shenbakkam. Da jetzt 2 indische Lehrerinnen da sind, geben wir 2 Gruppen parallel Unterricht (Lidiya macht das ja schon laenger und hat nun allein die 8. Klasse, ich mache zusammen mit Prianka die 7.). Am Freitag bieten wir je Klasse noch einmal zusaetzlichen Unterricht fuer die Schueler an, denen Englisch besonders schwer faellt – wir wiederholen das Gelernte noch mal intensiv, ohne dass sich die langweilen muessen, die es schon kapiert haben.
Jeden Tag gibt es bei uns im Haus ausserdem Abendkurse. Wir haben zweimal pro Woche einen Anfaenger-Kurs fuer die ganz Kleinen, zweimal einen Kurs auf mittlerem Level und einmal einen Fortgeschrittenen-Kurs (die Bezeichnungen orientieren sich am indischen Niveau, letztlich sind eigentlich alle auf AnfaengerNiveau mit nur kleinen Unterschieden – wir haben aber beschlossen von einer Kurseinteilung nach Klassenstufe wegzugehen, denn die Klasse sagt hier ueberhaupt nichts ueber die Kenntnisse aus).
EnglischUnterricht in Perumalnagar:
Im Nachbardorf Perumalnagar biete ich einmal pro Woche einen Anfaenger-Kurs und einen Kurs auf mittlerem Level an.
ComputerUnterricht:
Der Computerkurs laeuft im Moment noch auf Sparflamme, da mir a) brauchbare Technik und b) Lehrkapazitaet fehlt. Derzeit gebe ich einen Computerkurs pro Woche, den ich vorerst auf 4 Kinder beschraenke. Das Konzept ist: Pro Gruppe bekommen 4 Kinder fuer einen Monat eine kleine Einfuehrung – Anschalten, Tastatur benutzen, etwas schreiben und speichern, mit dem Computer einfache Rechenaufgaben loesen. Nach einem Monat gibt’s ne neue Gruppe. Ich hatte den Versuch gestartet mit 2 indischen Hilfskraeften zusammen zu unterrichten um mehr Kinder in der Gruppe haben zu koennen – hat aber nix gebracht, weil wir einerseits staendig Rechnerprobleme hatten (nur 2 Laptops laufen zuverlaessig aber mit verschiedenen Betriebssystemen) und zweitens meine Helfer einfach zu wenig Erfahrung mit Computern hatten, um anderen etwas beizubringen.
Ausblick
Im Moment bin ich der einzige hier aus Deutschland (+ die beiden indischen Lehrerinnen), das Programm wird also in naechster Zeit so weiter laufen, wie oben beschrieben. Ab Mitte August ist dann ein Langzeit-Praktikant (Thomas) hier, der bis zum Abschluss meiner Amtzeit Ende September bleibt. Geplant ist, dass er zum einen Lidiya beim Schulunterricht unterstuetzt, zum anderen will ich ihm vor allem die Computerkurse aufs Auge druecken, so dass wir jeden Tag einen Kurs anbieten koennen und somit trotz kleiner Gruppen viele Kinder erreichen.
Was sonst noch war
Natuerlich koennte ich jetzt noch jede Menge mehr aus Shenbakkam und allgemein aus Indien berichten, aber bevor ich hier einen Roman verfasse, verschiebe ich die Erzaehlungen aus der Rubrik ‚Buntes und Vermischtes‘ lieber auf einen muendlichen Bericht beim naechsten Vereinstreffen. Was aber evtl. fuer diejenigen noch interessant zu hoeren ist, die etwas mit den oertlichen Gegebenheiten vertraut sind: Manjula und Vishnu (meine “Gasteltern” und Ernaehrer) plus Familie und allen weiteren im Haus untergebrachten Personen haben vor etwa einem Monat ihre angestammte Palmblatt-Huette verlassen und sind in ihr neugebautes (noch nicht ganz fertiges aber bewohnbares) Haus umgezogen. Das ist auch wirklich huebsch geworden, wenn man von der typisch indischen Einrichtung (keine) und den nicht ganz im Sinne des deutschen Perfektionismus ausgefuehrten Feinarbeiten absieht. Die alte Huette gibt es nicht mehr (abgerissen) und der FirewoodShop ist auf die andere Strassenseite umgezogen. Was fuer mich jedoch schwer verstaendlich ist: Manjula und Vishnu wohnen jetzt trotz neuem Haus wieder im Firewood-Shop, was auch nur eine Huette ist und zwar noch mal eine Nummer einfacher als die bisherige. Das Ding besitzt keine Tueren und daher haben sie Angst, dass etwas geklaut wird. Tja, manchmal versteh ich die Leute hier nicht.
So, mit dieser Schlussbetrachtung moechte ich diesen Bericht beenden. Ich hoffe, ich konnte euer Informationsbeduerfnis stillen und es war trotz Ueberlaenge und fehlenden Umlauten nicht zu ermuedend.
Bis zum naechsten (und dann vermutlich letzten) Bericht.
Ganz viele Gruesse aus Indien und Danke an alle fleissigen Helfer und Unterstuetzer in Deutschland (und anderswo), die das Projekt hier in Indien moeglich machen.
Herbert
0 Antworten bis jetzt ↓
Es gibt keine Kommentare bis jetzt.
Hinterlasse ein Kommentar